Filter für moderne Video- und Fotokameras, humbug oder must have?
Braucht man noch Filter zum Filmen und für Fotografie mit modernen Digitalkameras?
Die ernüchternde Antwort ist
"Jain"
Es kommt darauf an, welchen Filter ich für welchen Effekt verwenden möchte.
UV-Filter
Einen UV-Filter z.B. brauche ich heutzutage bei digitalen Kameras nicht mehr, da dieser Filter schon am Sensor integriert ist. Macht es dennoch doch manchmal Sinn einen zu verwenden? Ja, da ich so einen zusätzlichen Schutz für meine Linse habe und der Filter deutlich leichter zu reinigen ist und ich den schmutzigen Filter abschrauben kann und dahinter verbirgt sich immer noch eine sauber Linse, mit der ich weiter fotografieren kann.
Da der Filter nicht gewölbt ist und sich abschrauben lässt ist dieser deutlich einfacher zu reinigen als das Objektiv und bei Kratzern lässt sich der UV Filter leicht und günstig tauschen.
Würde ich so einen Filter in sauberen und geschützten Umfeld, wie z.B. bei Innenfotografien, oder Nachtaufnahmen verwenden, nein, denn so laufe ich nur unnötig Gefahr unerwünschte Spiegelungen (Lensflares) zu erhalten.
Polarisations-Filter (CPL)
Dieser Filter ist der Go-To-Filter für alle Landschaftsfotografen und Nutzer von Weitwinkelobjektiven, denn er lässt Licht nur aus einer speziellen Richtung und Ausrichtung durch, so lassen sich Reflektionen und Spiegelungen einfach ausblenden, wenn man richtig steht...
Diesen Filter empfehle ich nur, wenn man schon etwas Erfahrung hat und sich auf Details in den Bildern konzentrieren kann, denn da er alle Reflektionen aus bestimmten Richtungen blockiert kann es vorkommen, dass der Himmel unnatürlich dunkel wird. Dieser Effekt kann den gesamten Himmel, aber auch nur Teile davon betreffen, eben je nachdem, wie der Filter eingestellt ist.
Glitzernde Spiegelungen auf Reflektierenden Oberflächen lassen sich deutlich minimieren und meist komplett ausschalten, dies kann, muss aber nicht erwünscht sein, will man z.B. das Meer fotografieren. Bei Produktfotografie oder Fotografieren durch Verglasungen, wie Fenster oder Vitrinen kann ich so unerwünschte Spiegelungen vermeiden.
Neutral-Densitiy-Filter (ND)
Dieser Filter verringert das Licht, dass zum Sensor kommt, wodurch man schöne Wischeffekte erzeugen kann, wenn man die Kamera weiß einzustellen. Daher empfehle ich den Filter nur für Fortgeschrittene Fotografen, die wissen, wie man den Schutterspeed und Blendenöffnung in Verbindung mit dem ISO weiß einzustellen.
Mit Systemkameras kann man die Blende bis 22 schließen, wodurch auch nur noch sehr wenig Licht auf den Sensor trifft und dadurch kann man in Kombination mit dem niedrigsten ISO eine längere Belichtungszeit erreicht werden. Möchte man eine Hintergrundunschärfe, so ist das mit Blende 22 nicht möglich, den so erhält man eine maximale Tiefenschärfe, also das Gegenteil. Geht es nur um die längere Belichtungszeit, so ist dies definitiv eine Lösung um nicht zu viel Equipment mitnehmen zu müssen.
Der Filter wird für Video anders eingesetzt als für die Fotografie:
Fotografie
Hier ermöglicht man es die Belichtungszeit bei gleicher ISO Einstellung deutlich zu verlängern und kann sogenannte Langzeitbelichtungen auch am Tag machen. Durch die Langzeitbelichtung entstehen schöne Wischeffekte bei bewegten Objekten, wie Wasser, Autos und ähnliche.
Nutzt man einen starken ND Filter, so ist es möglich Plätze und Gebäude, vor denen sich immer Menschen bewegen menschenlos zu fotografieren, denn alle bewegten Objekte werden zu kurz belichtet, um auch im Foto zu erscheinen, also wird alles, das stationär ist, sprich sich nicht bewegt scharf erkennbar sein und idealerweise keine Menschen, oder schatten von ihnen. Sollten Schatten auftreten, so besteht die Möglichkeit einen stärkeren ND-Filter zu nutzen und die Belichtungszeit zu verlängern.
Video
Da ein Video aus vielen Einzelbildern besteht, die schnell nacheinander abgespielt werden, ist es wichtig, dass der Übergang von einem Bild zum Anderen kantenlos ist, was durch Bewegungsunschärfe entsteht, so wie es auch unser Auge aufnimmt.
Würde man mit einem zu hohen Shutterspeed arbeiten, dann würde ein Wasserfall z.B. abgehackt aussehen und nicht flüssig fließen.
Damit die Bilder einen schönen Unschärfeübergang haben, ist die Regel, dass man den Shutterspeed doppelt so schnell einstellt, die die Bildrate, sprich bei 25 Bildern in der Sekunde muss der Shutterspeed auf 50 eingestellt sein. In diesem Fall verwendet man meist eine ND 8 Filter.
Foto & Video
Wer gerne mit offener Blende aufnimmt, um einen schöne Hintergrundunschärfe (Bokeh-Effekt) zu erhalten muss bei hellen Bedingungen einen ND-Filter benutzen.
Farbfilter
Farbfilter können theoretisch komplett in der Nachbearbeitung hinzugefügt werden, nur stellt sich die Frage wie sinnvoll einen zusätzlichen Bearbeitungsschritt zu haben. Natürlich kann LUTs (LookUpTable) verwenden, aber direkt aus der Kamera tut man sich dann doch am leichtesten.
Verlaufsfilter
Es gibt auch Filter, die Verläufe haben, z.B. ND-Filter, die von oben nach unten immer heller werden, damit man den überbelichteten Himmel ausblenden kann, oder CPL Filter, die nur die untere Hälfte der Linse filtern um Reflektionen zu verringern, aber den Himmel nicht zu verändern.
Astrofilter
Leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit mich mehr mit dem Thema zu beschäftigen, aber es scheint, dass man mit Hilfe von Astrofiltern in lichtverschmutzten Gebieten auch die Milchstraße und Sternenwolken aufnehmen kann. Sobald ich mehr Informationen zu dem Thema gefunden habe, werde ich es hier ergänzen.
Teure Filter oder reicht der billigste?
Zum Schluss stellts sich nun die Frage, wie tief muss man in die Tasche greifen um einen guten Filter zu bekommen?